Stehbolzen kommen in vielen mechanischen Baugruppen wie Motoren, Getrieben oder Fahrwerken zum Einsatz. Mit der Zeit können diese festkorrodieren und sich nur noch schwer lösen lassen. Hier kommt der Stehbolzen-Auszieher ins Spiel – mit ihm lassen sich selbst festsitzende Bolzen schnell, sicher und ohne Beschädigung lösen.
In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles Wichtige rund um das Thema Stehbolzen-Auszieher: Von Funktionsprinzipien über die richtige Handhabung bis hin zu Wartung und Reinigung.
Das Funktionsprinzip genauer erklärt
Der Stehbolzen-Auszieher nutzt ein einfaches, aber sehr effektives Funktionsprinzip aus. Im Grunde handelt es sich um drei geklemmte, gegeneinander versetzt angeordnete Klemmrollen.
Wenn die zentrale Einspannmutter angezogen wird, bewegen sich die Klemmrollen aufeinander zu und umschließen den Kopf des Bolzens. Dabei verkeilen sie sich leicht ineinander und erzeugen einen sicheren, gleichmäßig verteilten Anpressdruck.
Die innen geriffelten Klemmflächen sorgen zusätzlich für eine rutschfeste Verbindung mit dem Bolzen. In Kombination mit einem Knarrenkopf entsteht so ein sehr kraftvolles Werkzeug, das selbst festsitzende Verbindungselemente schonend gelöst bekommt.
Wichtige Einsatzbereiche im Überblick
Stehbolzen-Auszieher gibt es in verschiedenen Größen, geeignet für metrische Gewinde von 4 bis 14 mm Durchmesser. Sie decken damit eine ganze Reihe wichtiger Anwendungsbereiche ab:
Motoren- und Getriebetechnik:
- Zylinderkopfbolzen
- Pleuelstangenbolzen
- Kurbelwellenbolzen
- Wellen und Zahnräder
Fahrwerkstechnik:
- Antriebswellen und -gelenke
- Lenkungs- und Aufhängungsteile
Maschinen- und Gerätebau:
- Wellen-Nabenverbindungen
- Bauteile von Pressen, Pumpen oder Kompressoren
Metallkonstruktion:
- Geländer, Treppen, Tore etc.
Durch die kompakte Bauform sind die Auszieher auch in schwer zugänglichen Einbaulagen einsetzbar.
Die richtige Vorgehensweise in 6 Schritten
Damit der Einsatz des Bolzen-Ausziehers gelingt und reibungslos verläuft, sollte wie folgt vorgegangen werden:
1. Passende Größe wählen
Entscheidend ist zunächst, dass das Werkzeug zum jeweiligen Bolzendurchmesser passt. Andernfalls kann keine ausreichende Klemmwirkung erzeugt werden oder es drohen Schäden am Gewinde.
2. Bolzen freilegen
In vielen Fällen muss zunächst die Umgebung des festsitzenden Bolzens freigearbeitet werden, damit der Auszieher überhaupt angesetzt werden kann. Hier hilft manchmal eine portionsweise Rostentfernung mit einem Kriechöl.
3. Spitzen der Klemmzangen kontrollieren
Bevor der Auszieher aufgesetzt wird, sollte man die scharfen Spitzen der Klemmzangen überprüfen. Stumpfe Zangen müssen nachgeschliffen oder ersetzt werden.
4. Auszieher zentrieren und ansetzen
Der Auszieher muss mit seiner Mittelachse genau fluchtend zum Bolzen ausgerichtet sein. Erst dann wird durch Anziehen der zentralen Einspannmutter der Klemmvorgang ausgeführt.
5. Mit Gefühl lösen
Unter Zuhilfenahme eines Knarrenkopfes oder Schlagschraubers sollte der Bolzen nun gleichmäßig herausgedreht werden. Ruckartige oder übermäßige Drehbewegungen können den Bolzen beschädigen.
6. Reinigung nicht vergessen
Abschließend müssen Gewinde restlos von Schmutz und Altölrückständen befreit werden. Auch am Auszieher selbst dürfen keine Verschmutzungen zurückbleiben, die das Werkzeug beschädigen könnten.
Richtig reinigen und lagern
Insbesondere wenn der Stehbolzen-Auszieher im harten Dauereinsatz ist oder mit aggressiven Schmierstoffen in Kontakt kommt, bedarf es einer regelmäßigen Reinigung und Wartung.
Am besten eignet sich ein nicht zu aggressives Reinigungs- oder Bremsenreiniger-Spray. Dies entfernt auch hartnäckige Rückstände aus den Klemmrollen. Eine Nachbehandlung mit sauberem Motoröl ist oft hilfreich.
Gelagerte Auszieher sollten stets mit einem Tuch oder einer Kappe gegen Verunreinigungen geschützt sein. Auch ein leichter Ölfilm auf den funktionskritischen Teilen schadet nicht.
Professionelle Anwendung: Besonderheiten und Tipps
Schmierung während des Ausbauvorgangs
Handelsübliche Kriech- oder Rostlösungsöle erleichtern durch vorauseilende Schmierung oft die Demontage festsitzender Schrauben. Sie können direkt auf das zu lösende Gewinde aufgetragen werden.
Axiale Hammerunterstützung
Bei besonders eingefressenen Bolzen lässt sich der Klemm- und Dreheffekt durch moderate Hammerschläge auf den Bolzenkopf noch verstärken. Hier muss aber mit Gefühl und auf Verformungen geachtet werden.
Drehmomentschlüssel für definierte Klemmkraft
Um die nötige Anzugskraft beim Festziehen des Ausziehers besser steuern zu können, empfehlen sich kalibrierte Drehmomentschlüssel. Die optimale Spannkraft hängt vom Bolzendurchmesser ab und ist den Bedienhinweisen zu entnehmen.
Mögliche Fehlerquellen vermeiden
Trotz einfacher Handhabung können beim Einsatz von Stehbolzen-Ausziehern auch Fehler auftreten, die den Ausbau erschweren. Die gängigsten davon:
- Dezentrierter Sitz mit nur kleiner Auflagenfläche für die Zangen
- Klemmkraft zu gering durch ungenügendes Anziehen
- Beschädigte oder abgenutzte Klemmflächen ohne Grip
- Überdrehung des Bolzens durch zu hohes Anzugsmoment
- Bolzen bereits mechanisch geschädigt oder deformiert
- Fehlende Schmierung des Gewindes
Durch Kontrolle der einzelnen Arbeitsschritte lassen sich diese Fehler leicht vermeiden.
Fazit – Ein Must-Have für Handwerker
Ob im Reparatur- und Wartungseinsatz oder auf der Baustelle – der Stehbolzen-Auszieher ist ein unentbehrliches Werkzeug für Profis und ambitionierte Heimwerker.
Mit etwas Übung und der richtigen Handhabung lassen sich selbst zugerostete Schraubenverbindungen kinderleicht, zeitsparend und ohne Gewaltanwendung lösen.
Seine solide Verarbeitung und Zeitersparnis machen den Stehbolzen-Auszieher zu einer lohnenden Investition für den Handwerker-Alltag.
Sind bei Ihnen auch festsitzende Schrauben ein Ärgernis? Dann wird es Zeit, sich einen Stehbolzen-Auszieher in Ihren Werkzeugkoffer zu packen!