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Was ist eine flexible Bohrwelle?

Eine flexible Bohrwelle ist ein flexibles Wellen- und Antriebssystem, das eine rotierende Bewegung übertragen kann ohne die Begrenzungen eines festen Wellensystems. Im Gegensatz zu einer festen Welle kann eine flexible Bohrwelle um Hindernisse herumgeführt werden. Sie besteht aus einer rotierenden Welle, oft Kern genannt, mit Metall-Endstücken zur Befestigung.
Aufbau und Funktionsweise
Der Kern einer flexiblen Bohrwelle besteht meist aus miteinander verdrillten Edelstahl-Federn oder gegeneinander verdrehten Wellen aus Federstahl oder Kunststoff.
Die Endstücke beziehungsweise Kupplungen aus Metall ermöglichen die einfache Montage von zusätzlichem Zubehör wie Bohrfutter oder Antrieb.
Drehmomentübertragung
Das Drehmoment wird durch Verdrillung der flexiblen Welle übertragen. Bei Belastung verhelfen sich die Windungen der Welle gegenseitig zu einer Weiterleitung der Drehbewegung. Dies funktioniert in gewissen Grenzen auch bei Hindernissen oder um Ecken.
Drehzahl und Drehmoment
Die maximal übertragbare Drehzahl und das Drehmoment sind durch den Durchmesser, die Länge, Windungszahl und das Material der flexiblen Bohrwelle begrenzt. Kurze Wellen mit geringem Durchmesser eignen sich beispielsweise für hohe Drehzahlen. Lange, dicke Wellen können hohe Drehmomente übertragen, drehen sich aber langsamer.
Wellenlänge
Flexible Bohrwellen gibt es in unterschiedlichen Längen von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern. Die Wellen können individuell angepasst oder durch Verlängerungen erweitert werden.
Anwendungsbereiche und Vorteile
Flexible Bohrwellen haben eine Vielzahl von Anwendungsbereichen. Ihre Hauptvorteile sind:
Zugang zu schwer erreichbaren Stellen
Durch die flexible Führung um Objekte herum können auch verdeckte Stellen wie Hohlräume gebohrt oder bearbeitet werden. Dies ist mit einem Bohrgerät mit fester Antriebswelle nicht möglich.
Erhöhter Bewegungsspielraum
Der Anwender ist nicht auf einen festen Arbeitsbereich direkt vor dem Bohrgerät beschränkt, sondern kann mit der flexiblen Bohrwelle deutlich größere Radien abdecken.
Komfort und Ergonomie
Das Gerät kann an einem festen Platz verbleiben, während die Bohrstelle bequem mit der biegsamen Welle erreicht wird. Dies erleichtert die Handhabung und schont Muskeln und Gelenke.
Bohren in verschiedenen Winkeln
Anders als mit einer unflexiblen Bohrstange können mit einer flexiblen Bohrwelle problemlos schräge, vertikale oder inverse Bohrungen durchgeführt werden.
Einsatz bei beengten Platzverhältnissen
Gerade bei Arbeiten in Nischen, Rohren oder engen Schächten ist eine flexible Bohrwelle die einzige Option. Aufgrund ihrer schmalen und biegsamen Bauform passt sie auch durch kleine Öffnungen.
Flexible Bohrwellen werden daher bei vielen handwerklichen Tätigkeiten wie dem Möbelbau, in Autowerkstätten, beim Installateur oder im Lüftungsbau verwendet. Aber auch für Heimwerker und ambitionierte Hobbybastler hat sich so ein flexibles Bohrsystem bewährt.
Arten von flexiblen Bohrwellen
Es gibt sowohl manuell betriebene als auch motorisierte flexible Bohrwellen:
Manuell betrieben
Hier erfolgt der Antrieb über einen Handgriff mit Kurbel. Die Bohrwelle ist direkt mit einem Schneidwerkzeug wie einem Bohrer verbunden. Solche Systeme haben zwar einen eingeschränkten Kraftübertrag, eignen sich aber hervorragend für gelegentliche Arbeiten in schlecht zugänglichen Bereichen.
Elektrisch betrieben
Bei diesen Ausführungen treibt ein Elektromotor die flexible Bohrwelle an. Die Leistungsfähigkeit ist daher deutlich höher als bei manuellen Wellen. Allerdings benötigen sie eine externe Stromquelle oder einen leistungsfähigen Akku.
Druckluftbetrieb
Druckluftsystems nutzen Pressluft zum Antrieb eines Turbos, der die Drehbewegung erzeugt. Sie punkten mit hoher Leistung. Die erforderliche, nicht immer verfügbare Druckluftversorgung schränkt aber die Flexibilität ein.
Bürstenvarianten
Ein besonderer Typ sind flexible Motorwellen mit Kohlebürsten. Sie übertragen neben der Drehbewegung auch den Strom vom Motorgehäuse zur Führungsspitze. Daher eignen sie sich speziell für Systemhämmer, Fräsen oder andere Elektrowerkzeuge.
Für den jeweiligen Einsatz sollte stets eine passende Antriebsvariante der flexiblen Bohrwelle gewählt werden.
Merkmale und Auswahlkriterien
Beim Kauf einer flexiblen Bohrwelle gilt es einige Charakteristika zu beachten:
Länge und Durchmesser
Länge und Durchmesser bestimmen Drehmoment, Steifigkeit und Reichweite der flexiblen Welle. Abhängig von Motorleistung, Gewicht des Zubehörs und erforderlicher Steifigkeit sollte eine passende Kombination gewählt werden.
Hohlwelle
Eine Hohlwelle ermöglicht die Zuführung von Wasser zur Kühl- und Spülung oder auch Absaugung von Bohrstaub direkt bis zur Schneide. Dies verlängert die Standzeiten von Werkzeugen.
Wellenmaterial
Federstahlwellen sind recht günstig und für gelegentlichen Einsatz oft ausreichend. Für permanenten Betrieb eignen sich besser Edelstahlwellen. Sie sind deutlich haltbarer und unempfindlicher gegen Abrieb oder Korrosion.
Zubehörschnittstelle
Die Enden der Welle sollten über weit verbreitete Standardbefestigungen wie Bohrfutter oder hexagonalen Antrieb verfügen. Nur so ist ein einfacher Wechsel des Zubehörs möglich.
Betriebsart
Bei motorisierten Bohrwellen muss die Antriebsvariante wie Elektro, Druckluft oder manuell zum Einsatzort und den jeweiligen Anforderungen passen. Entsprechende Vor- und Nachteile sollten bedacht werden.
Mit diesen Aspekten lässt sich eine flexible Bohrwelle finden, die optimal für den geplanten Einsatzzweck geeignet ist.
Ob als Profi, ambitionierter Heimwerker oder Hobbybastler – eine flexible Bohrwelle ist ein universell einsetzbares Werkzeug, das die Arbeit erleichtert und Ergebnisse verbessert. Durch die knick feste, aber biegsame Bauweise lassen sich Bohrungen und Bearbeitungen an schwer zugänglichen Stellen kinderleicht durchführen.